Psychisch erkrankte Menschen können besonders intensiv von einer liebevollen Partnerschaft profitieren. Dass es sich bei einer wahren Liebe um ein besonders starkes Gefühl handelt, welches jeder Seele gut tut, steht außer Frage. Wissenschaftler der Universität Jena und Kassel haben jetzt herausgestellt, dass die Kraft der Liebe bei neurotischen Menschen einen wichtigen Beitrag zur Persönlichkeitsstärkung und zu stabilen Emotionen leisten kann. Da der Alltag von Neurotikern oftmals durch Ängste und Depressionen begleitet wird, könne eine Liebesbeziehung im jungen Erwachsenenalter diesbezüglich kleine Wunder bewirken.
Im Rahmen einer Studie wurden 245 Paare im Alter von 18 bis 30 Jahren über ein dreiviertel Jahr begleitet. Vierteljährlich wurden die jeweiligen Partner unabhängig voneinander befragt. Im Ergebnis zeigte sich, dass die positiven Erfahrungen und Gefühle in einer intakten Partnerschaft einen indirekten Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung der Partner hat. Betroffene lernen, auf negative Lebenssituationen besser zu reagieren, da ihnen die partnerschaftliche Liebe zu anderen Denkstrukturen und Wahrnehmungsmustern verhilft. Durch die positiven Einflüsse einer Partnerschaft auf die Persönlichkeitsentwicklung lernen vor allem junge Erwachsene, angemessener und durchaus positiver auf vermeintlich unangenehme Vorfälle zu reagieren. Vor diesem Hintergrund könnte man neurotischen Menschen das negative Denken abtrainieren.
Literatur: Christine Finn, Kristin Mitte, Franz J. Neyer. Recent Decreases in Specific Interpretation Biases Predict Decreases in Neuroticism. Evidence From a Longitudinal Study With Young Adult Couples. Journal of Personality, 2014