Der erste Gichtanfall kommt plötzlich und ist sehr schmerzhaft - der wiederholte Gichtanfall zerstört das Gelenk!

Wer als Betroffener jemals einen Gichtanfall erlitten hat, wird diesen nicht vergessen. Nach Akutbehandlung des äußerst schmerzhaften Gichtanfalls stehen langfristige Maßnahmen zur Vorbeugung weiterer Anfälle an. Grundvoraussetzung für den Erfolg ist eine Gicht-Diät. Wird diese konsequent durchgeführt, kann sie sogar die medikamentöse Behandlung überflüssig machen.

Ernährungsempfehlungen bei erhöhtem Gichtstoffwechsel

  • Normalisierung des Körpergewichts, BMI < 25Bei Übergewicht steht die Gewichtsabnahme an erster Stelle, da bereits dadurch eine Reduktion der Harnsäurewerte im Blut erreicht werden kann. Extremes Fasten ("Nulldiät") selbst setzt Ketonkörper frei, die die Harnsäureausscheidung an den Nieren hemmen. Die Harnsäure im Blut steigt und somit auch die Gefahr für einen Gichtanfall.
  • Fettzufuhr reduzieren. Eine hoher Fettanteil der Nahrung führt ähnlich wie das Fasten zu einer verstärkten Bildung von Ketonkörpern in der Leber und somit zur Hemmung der Harnsäureausscheidung über die Nieren. Der Fettanteil der Nahrung sollte daher 30 % der Kalorienzufuhr nicht überschreiten.
  • Einschränkung der Purinzufuhr mit der NahrungPurinreiche Lebensmittel sollten ebenso wie Alkohol reduziert werden mit dem Ziel, die durchschnittliche tägliche Harnsäurebildung auf maximal 500mg pro Tag zu reduzieren. Dies erlaubt eine Zufuhr von ca. 100–150g Fleisch, Fisch oder Wurst pro Tag. Zur Umsetzung einer purinarmen Kost sollten stark purinhaltige tierische Quellen wie Innereien, Krustentiere, bestimmte Fischarten (z.B. Ölsardinen, Sardellen, Heringe), Haut von Geflügel und Fisch sowie Schweineschwarte generell gemieden werden. Die praktisch purinfreien Eiweißträger Eier, Milch und Milchprodukte eignen sich als Proteinquellen besonders gut für die Ernährung bei Gicht, da diese die Harnsäureausscheidung über die Nieren fördern. Da auch pflanzliche Lebensmittel wie z.B. Hülsenfrüchte, Kohl und Spinat recht hohe Puringehalte aufweisen können, sind diese ebenfalls sorgfältig auszuwählen. Bei der Auswahl geeigneter Lebensmittel ist dabei weniger auf den Puringehalt pro Gewichtseinheit der einzelnen Lebensmittel als vielmehr auf den Puringehalt pro Energieeinheit oder pro Portion zu achten, vergleiche letzte Spalte der Tabelle unten.
  • Zurückhaltung bei alkoholischen Getränken. Alkohol hemmt die Harnsäureausscheidung über die Nieren und steigert gleichzeitig die endogene, also körpereigene Harnsäurebildung in der Leber. Besonders Bier sollte gemieden werden, da neben den Auswirkungen des Alkohols auf den Harnsäurespiegel auch der Puringehalt von Bier zu berücksichtigen ist. Alkoholfreies Bier enthält zwar die gleiche Menge Purine wie alkoholisches Bier, wirkt aber nach neueren Studien nicht so stark Gicht-fördernd.
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Eine reichliche Flüssigkeitszufuhr von  von mindestens 2 Litern pro Tag ist von wesentlicher Bedeutung, um die Harnsäureausscheidung zu fördern.
  • Auf den Genuss von Kaffee, Tee und Kakao muss nicht verzichtet werden, obwohl sie Purine (die Methylxanthine Coffein und Theophyllin) enthalten. Diese Form der Purine wird jedoch nicht zu Harnsäure verstoffwechselt und hat somit keinen Einfluss auf die Harnsäurekonzentration im Körper.
Tab. 1 Puringehalt verschiedener Lebensmittel
Portion (g) Lebensmittel
(verzehrbarer Anteil)
gebildete Harnsäure in mg
 in 100 gpro Portion
Purinfreie bzw. purinarme Lebensmittel
200    Kartoffeln, geschält u. gegart 15 30
180   Reis, gegart 33 59
125   Vollkornteigwaren, gegart 36 45
150   Gurke 7 11
150   Paprika 10 15
80   Tomate 11 9
150   Zucchini 24 36
150   Spargel, gegart 25 38
50   Feldsalat 34 17
150   Bohnen (grün), gegart 38 57
125   Apfel 14 18
125   Erdbeere 21 26
150   Joghurt 0 0
60   Eier 5 3
30   Gouda/Edamer/Emmentaler 10 3
Lebensmittel mit einem mittleren Puringehalt
60   Vollkornbrötchen 75 45
30   Cornflakes 80 24
50   Haferflocken 100 50
150   Spinat, frisch 57 86
100   Champignons, frisch 60 60
150   Rosenkohl, gegart 60 90
150   Brokkoli, gegart 78 117
150   Erbsen (grün), gegart 86 129
125   Rinderfilet, frisch 110 138
150   Brathähnchenfleisch ohne Haut, frisch 120 180
30   Schinken, gekocht 131 39
150   Schweinefleisch, frisch 150 225
100   Miesmuscheln, frisch 112 112
150   Kabeljau (Dorsch), frisch 109 164
150   Seehecht, frisch 120 180
Lebensmittel mit einem hohen Puringehalt
125   Entenleber, frisch 250 313
125   Schweineniere, frisch 334 418
125   Kalbsbries, frisch 1260 1575
150   Lachs (Salm), frisch 170 255
50   Anchovis, Sardellen 239 120
100   Jakobsmuscheln, frisch 330 330

 

Quelle: Essen und Trinken bei Gicht, Artikel-Nr. 123005