Praxis & Medizin

Wissenschaftler begreifen ein neues Organ - das Mikrobiom | Praxis

Therapieoption bei Darmerkrankungen: Stuhl-Transplantation

 

Was früher ganz banal als Darmflorabezeichnet wurde, wird heute alsHumanes intestinales Mikrobiom bezeichnet.

Mindestens 10 Billionen Mikroorganismen (das sind mehr als 1000mal so viel wie Menschen auf der Erde leben) sorgen in ihrem abgestimmten Gleichgewicht dafür, dass im menschlichen Gastrointestinaltrakt alles reibungslos läuft und schädlich wirkende Keime nicht überhandnehmen. Gerät das stets auf unsere Bedürfnisse, Lebens- und Essgewohnheiten fein justierte Gleichgewicht aus den Fugen, so sprechen wir von einem pathologisch veränderten Mikrobiom.

Die Folgen sind erheblich: Störungen der Darmfunktion zeigen sich in Völlegefühl, Gasbildung, bis hin zum chronischen Reizdarmsyndrom, und: dabei treten oft unspezifische Beschwerden auf, die von den Betroffenen nicht im Zusammenhang der Störung auf dem Mikrobiom gesehen werden: chronische Müdigkeit, Infektneigung, Allergien, Hauterkrankungen, Lebensmittelunverträglichkeiten etc.

Gerät das austarierte System aus dem Gleichgewicht, versucht man mit Antibiotika oder Probiotika gegenzusteuern.

Eine Maßnahme, die derzeit immer mehr Aufmerksamkeit erhält, ist die intestinale Mikrobiom-Transplantation<link file: c: users gunter desktop>[1], also die Übertragung von Stuhl. Dabei werden Stuhlmikroorganismen eines gesunden Spenders in den Darm des Patienten übertragen.

Dabei ist diese Methode keine wirklich neue Erfindung der modernen Medizin: Pferdezüchter beobachten, dass Fohlen nach der Geburt den Kot ihrer Mutter fressen und wissen, dass dies erforderlich ist für ein gesundes Wachstum.

Beim Menschen ist bislang die rezidivierende Clostridium-difficile-Infektion (CDI) die einzige allgemein anerkannte und durch Studien<link file: c: users gunter desktop>[2] belegte Indikation. Diese Methode wird derzeit am UK-SH, Campus Kiel bei der CDI mit guten Erfolgen angewendet.

Das therapeutische Potenzial der ist dabei nicht auf die CDI begrenzt. Es laufen derzeit in Österreich, den Niederlanden, USA und Australien klinische Studien an Patienten, die an chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) leiden, und in München<link file: c: users gunter desktop>[3] ist eine Studie zur Behandlung des Reizdarmsyndrom (RDS) angelaufen.

 


<link file: c: users gunter desktop>[1] Borody T.J. et al., Fecal microbiota transplantation: indications, methods, evidence, and future directions, Curr Gastroenterol Rep. 2013;15:337

<link file: c: users gunter desktop>[2] van Nood E. et al., NEMJ 2013; 368(5):407-15, Duodenal infusion of donor feces for recurrent Clostridium difficile.

<link file: c: users gunter desktop>[3] www.klinikum.uni-muenchen.de, <link https: www.klinikum.uni-muenchen.de de das_klinikum zentrale-bereiche weitere-informationen-presse pressemeldungen index.html>Pressemeldungen, LMU-Kliniken führen erstmals eine Stuhltransplantation bei Reizdarmpatienten durch, 14.04.2014 12:00