Kopfschmerz ist nicht gleich Kopfschmerz

Denn die Ursachen sind vielseitig. Kopfschmerzen sind zum Teil anlagebedingt, sie werden aber auch durch Stress, Verspannung oder Medikamente ausgelöst. Sie können außerdem ein Zeichen von Überlastung oder einer organischen Störung sein. In ganz seltenen Fällen ist ein Gehirntumor für die Schmerzen verantwortlich.

Heute werden über 250 verschiedene Arten von Kopfschmerzen unterschieden[1].

Wir unterscheiden nach der Ursache den primären Kopfschmerz, also Kopfschmerz ohne organische Ursachen wie beispielsweise Migräne, Spannungskopfschmerz, Gesichtsschmerzen (Trigeminus-Neuralgie), Cluster-Kopfschmerz, atypischer Gesichtsschmerz, von dem sekundären Kopfschmerz, also Schmerz mit struktureller Ursache, z.B. Medikamenten-induzierter Kopfschmerz, Kopfschmerz bei Halswirbelsäulen-Erkrankungen, Kopfschmerz nach Glaukomanfall, Zoster ophthalmicus, Kopfschmerz bei Subarachnoidalblutung, Kopfschmerz bei Zahnwurzelentzündung oder bei Nebenhöhlenentzündungen um nur einige Beispiele zu nennen.

Die richtige Diagnose ist entscheidend

Spannungskopfschmerz - häufigste Kopfschmerzart überhaupt

Er tritt gegenüber der Migräne fast doppelt so häufig auf; und manche Menschen haben ihn fast ununterbrochen. 

Von einem chronischen Spannungskopfschmerz spricht man, wenn die Patienten ihn an mehr als 14 Tagen im Monat und mehr als 180 Tage im Jahr aushalten müssen.
Obwohl Wissenschaftler bis heute nicht die genauen Ursachen für den Spannungskopfschmerz kennen, gehen sie davon aus, dass viele Faktoren verantwortlich sind. Stress und Überforderung scheinen dabei eine wichtige Rolle zu spielen, weil sie Einfluss auf den Stoffwechsel im Gehirn haben. Auch einseitige körperliche Belastung, zum Beispiel bei der Arbeit am Computer, ständige Fehlhaltung des Körpers, anstrengende Konzentrationsleistungen und Alkohol- oder Nikotinkonsum können den Spannungskopfschmerz auslösen.
Der Schmerz ist nicht so heftig wie bei einer Migräne, und die Arbeitsfähigkeit wird weniger beeinträchtigt. Aber die häufigen oder sogar ständigen Kopfschmerzen sind zermürbend.
Betroffene schildern den Schmerz als dumpf-drückend bis ziehend, aber nicht pulsierend. Es ist, als habe man den Kopf in einem Schraubstock eingeklemmt oder als würde ein enger Gürtel oder ein Metallring den Kopf einschnüren. Meist tritt der Schmerz im ganzen Kopf auf. Häufig breitet er sich vom Nacken zur Stirn oder umgekehrt aus und strahlt auch in die Augen oder Wangen. Migränetypische Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Licht-, Lärm- und Geruchsempfindlichkeit fehlen meist, und der Schmerz entwickelt sich im Laufe des Tages. Und noch etwas unterscheidet den Spannungskopfschmerz ganz entscheidend von der Migräne: Er wird bei Bewegung nicht stärker.

Migräne

Für die Migräne typisch sind wiederkehrende Kopfschmerzen und ihre unangenehmen Begleiterscheinungen wie Licht- und Geräuschempfindlichkeit oder Übelkeit. 
Trotz aller Forschungen ist bis heute ungeklärt, was genau die Attacken hervorruft. Betroffene können Trigger, also potentiell-auslösende Ursachen benennen. Es gilt als bewiesen, dass Migränepatienten bestimmte Reize anders verarbeiten als Gesunde.
Akuter Stress gilt als ein Auslöser von Migräne, doch nicht nur dieser kann zu den Attacken führen. Oft bahnen sich auch dann Anfälle an, wenn die Anspannung nachlässt, zum
Beispiel nach einer arbeitsreichen Woche. Auch veränderte Schlaf- oder Essgewohnheiten, Zeitverschiebungen oder Witterungseinflüsse sind Faktoren, auf die Migränekranke reagieren. Außerdem können bestimmte Nahrungsmittel wie z.B. Käse, Schokolade, Geschmacksverstärker wie Glutamat, Kaffee, Tee, Alkohol oder Cola einen Migräneanfall begünstigen. Auch Ängste, Ärger oder Depressionen sind an der Entstehung von Attacken ebenso beteiligt wie einige Medikamente.
Die Aura - Vorboten einer Migräne-Attacke
Man unterscheidet zwei Hauptformen der Migräne: Migräne mit Aura und Migräne ohne Aura. Als Aura bezeichnet man bestimmte Schmerzvorboten, die der eigentlichen
Migräneattacke vorausgehen. Es handelt sich dabei um neurologische Störungen wie etwa Sehstörungen (Doppelbilder, Flimmern, Sehausfälle), Gefühlsstörungen, halbseitige
Lähmungserscheinungen, Benommenheit oder Schwächegefühl. Diese Beschwerden halten etwa 5 bis 60 Minuten an, dann kommt der Schmerz. Meist klingen die Symptome der Aura dann ab. Die eigentliche Schmerzattacke kann zwischen 4 und 72 Stunden andauern. Nur ganz selten tritt die Migräneaura auf, ohne dass ein heftiger Migränekopfschmerz folgt.
Meist beginnen die Kopfschmerzen schwach und werden dann immer stärker, ziehen langsam über den Nacken nach oben und strahlen dann halbseitig zur Stirn aus. Der
Kopfschmerz wird von den Betroffenen als pulsierend, pochend, bohrend oder drückend beschrieben. Viele von ihnen leiden dabei auch unter Nackenschmerzen, wobei die
Nackenverspannungen eine Folge der Attacke sind und nicht umgekehrt von der Halswirbelsäule kommen.

Clusterkopfschmerz

Clusterkopfschmerz ist ein sehr seltener Kopfschmerz. Unter 10.000 Menschen betrifft er höchstens vier von ihnen. Männer sind sechsmal häufiger davon betroffen als Frauen.
Diejenigen, die darunter leiden, gehen durch die Hölle. Der Schmerz kommt plötzlich, innerhalb weniger Minuten und ist extrem stark. Viele Patienten fühlen sich so, als wenn sich ihnen ein glühendes Messer in den Kopf bohrt.
Die Clusterattacken dauern im Schnitt eine Stunde. Am häufigsten treten sie zwischen ein und zwei Uhr nachts auf und setzen sich dann fort, schlimmstenfalls bis zu acht Attacken
am Tag. Mehrwöchige aktive Phasen wechseln sich mit schmerzfreien Phasen ab, die ein Jahr und länger dauern können. Der Clusterkopfschmerz beginnt beim größten Teil der
Patienten in der Augenregion und kann dann weiter in den Kopf ausstrahlen. Typische Begleiterscheinung sind tränende und rote Augen, eine laufende Nase, verengte Pupillen und Schwitzen. Manchmal hängt auch ein Augenlid. Im Gegensatz zur Migräne sehnen sich die Patienten nicht nach Ruhe, sondern laufen ruhelos umher. Wie bei den anderen
Kopfschmerzarten auch, weiß man über die Ursachen von Clusterkopfschmerzen wenig. Experten gehen davon aus, dass der Hirnstamm beim Clusterkopfschmerz eine zentrale Rolle spielt.

Selbstbehandlung

Betroffene wissen meist recht sicher, was hilf und was weniger hilfreich ist. In vielen Fällen helfen körperliche Ruhe, Entspannung, Massagen oder Kälte-Packungen. In anderen Fällen helfen die Anwendung erlernter Entspannungstechniken wie das PMR-Training oder bestimmte körperliche Aktivitäten. Bewegungstraining ist insbesondere beim Kopfschmerz vom Spannungstyp hilfreich.

Selbstmedikation - segensreich?

2/3 aller Kopfschmerz-Leidenden greifen zur Selbstmedikation - und diese ist durchaus vorteilhaft, da sie sehr früh in einer Schmerzattacke begonnen werden kann.

Für die Selbstmedikation bei Migräne werden als Substanzen der ersten Wahl Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen, Paracetamol und eine Kombination aus ASS, Paracetamol und Coffein empfohlen[2].
Für die Behandlung von Spannungskopfschmerzen werden als Substanzen der ersten Wahl ASS, Ibuprofen und eine Kombination aus ASS, Paracetamol und Coffein empfohlen[2]. Paracetamol ist hier Mittel der zweiten Wahl.
Die Selbstmedikation sollte an nicht mehr als zehn Tagen pro Monat erfolgen.

Wenn die Selbstmedikation nicht mehr sicher ausreicht oder die Medikamente nicht vertragen werden oder diese sogar selbst Kopfschmerzen auslösen, dann sollte ein in der Kopfschmerz-Therapie erfahrener Spezialist konsultiert werden.

[1] The International Headache Classification (ICHD-2) – Internationale Kopfschmerzklassifikation. Abgerufen am 27. April 2013.
[2] DMKG (Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft )