Hörsturz

Der Begriff Hörsturz bezeichnet einen meist einseitigen akuten, also plötzlich auftretenden Hörverlust, welcher in ca. 5 % der Fälle beidseitig auftreten kann.

Gleichzeitig können ein Tinnitus (Ohrgeräusche; 80 %), Druck- und "Watte-Gefühl" im Ohr (ca. 50 %), Vertigo (Schwindel; ca. 30 %), Hörveränderung im Sinne von Echohören bzw. verzerrtem Hören (Diplakusis; 25 %) auftreten.

Typisch für den Hörsturz ist, dass er ohne erkennbare Ursache auftritt. Eher selten ist er Symptom bei einer bestimmten Grunderkrankung. Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen. Die Erkrankung tritt vorwiegend zwischen dem 50. bis 60. Lebensjahr auf. 75 % der Betroffenen sind bei der Diagnose älter als 40 Jahre.

In Deutschland erkranken ca. 300 Personen pro 100.000 Einwohner pro Jahr.

Der Verlauf ist variabel, in vielen Fällen (etwa 50-68 %) kommt es zur Spontanheilung, und dies oft schon innerhalb der ersten 24 Stunden, und in ca. 90 % der Fälle kommt es zu einer deutlichen Verbesserung in den ersten vier Wochen. Das Ausmaß der Hörminderung (Hypakusis) verschlechtert die Prognose.

Der Hörsturz tritt in 30% der Fälle wiederkehrend (rezidivierend) auf.

Die Ursachen des Hörsturzes

Meist ist der Hörsturz ohne erkennbare Ursache (idiopathisch). Von den formulierbaren Ursachen werden verhaltensbedingte Ursachen...:

und krankheitsbedingte Ursachen unterschieden: 

  • Prozesse im Ohr/Gleichgewichtsorgan (z.B. Akustikusneurinom am VIII. Hirnnerven, Cholesteatom, Entzündung des Mittelohrs, zu 2% paraneoplastische Ursachen)
  • Blutgefäßerkrankungen und Durchblutungsstörungen (z.B. infolge Arteria Vertebralis-Insuffizienz, Herzinsuffizienz, Innenohrembolie, vasomotorische Störungen, Einblutungen)
  • HWS-Gefügestörungen – Veränderungen an der Halswirbelsäule
  • Stoffwechselstörungen (Fettstoffwechselstörung, Gichtstoffwechsel, Diabetes)
  • Infektionskrankheiten (z.B. Borreliosem, Herpes zoster, Virusinfektionen (13 %) wie beispielsweise Meningitis, Lues (Syphilis), HIV)

Die Therapie des Hörsturzes

Die Notwendigkeit einer zeitnahen Therapie des Hörsturzes ist derzeit anhand klinischer Daten nicht belegbar!

Folgende Medikamente – 1. Ordnung (Hauptindikation) – werden eingesetzt

  • HAES-Infusionstherapie zur Verbesserung der Fließfähigkeit des Blutes
  • Niedermolekulare Dextrane – Infusionstherapie zur Verbesserung der Fließfähigkeit des Blutes
  • Procain oder Pentoxifyllin – durchblutungsfördernde Medikamente
  • Corticosteroide – Entzündungshemmende Medikamente wie Cortison – werden zur Abschwellung möglicher Ödeme (Schwellungen) eingesetzt

Zur Nachbehandlung eignen sich

  • Calciumantagonisten – Medikamente gegen Hypertonie (Bluthochdruck) wie Nimodipin
  • Naftidrofuryl – durchblutungsförderndes Medikament

Folgende Medikamente – 2. Ordnung (Nebenindikation) – werden eingesetzt

  • Antibiotika – Medikamente gegen bakterielle Infektionen wie beispielsweise Tetracycline – werden zum Beispiel bei Borreliose eingesetzt
  • Virustatika – Medikamente gegen virale Infektionen – werden beispielsweise bei Herpes zoster (Gürtelrose) eingesetzt
  • Hyperbare Oxygenierung (Sauerstofftherapie) – wird zur Verbesserung der Sauerstoffversorgung des Innenohrs angewendet
  • Thrombozytenaggregationshemmer – Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen wie beispielsweise Acetylsalicylsäure
  • Antioxidantien – Mittel, die bei der Infektabwehr helfen wie beispielsweise Vitamin C (Ascorbinsäure)

Allgemeine Maßnahmen

  • strikte Nikotinkarenz (Verzicht auf Tabakkonsum)
  • Begrenzter Alkoholkonsum
  • Normalgewicht anstreben! Bestimmung des BMI bzw. der Körperzusammensetzung mittels der elektrischen Impedanzanalyse und ggf. Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm bzw. Programm für Untergewichtige

Vermeidung psychosozialer Belastungen:

  • Psychische Belastungen
  • Stress
  • Vermeidung von Umweltbelastungen:
  • Lärm, Explosionstrauma, Knalltrauma

Ernährungsmedizin

  • Mikronährstoff-Therapie nach Mikronährstoff-Analyse (Vitalstoffe) 
  • Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse
  • Ernährungsempfehlungen gemäß einem Mischköstler unter Berücksichtigung evtl. vorliegender Erkrankungen
  • Auswahl geeigneter Lebensmittel auf Grundlage der Ernährungsanalyse

Psychotherapie

  • ggf. Stressmanagement, Verhaltenstherapie

In unserer Spezialsprechstunde erstellen wir gerne einen auf Ihren Hörsturz abgestimmten Therapie-Plan.

Organisationen und Selbsthilfegruppen

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300 E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de
Deutsche Tinnitus-Liga e. V.
Postfach 210351 42353 Wuppertal Hausanschrift: Am Lohsiepen 18 42369 Wuppertal
Telefon: 0202 24652-0, Telefax: 0202 24652-20, E-Mail: info@tinnitus-liga.de, Internet: www.tinnitus-liga.de